Ausgerechnet Israel...

„Israel !?! ISRAEL ???? Was willst du denn ausgerechnet in Israel? Gibt es dort überhaupt Hunde? Also Collies? AMERIKANISCHE Collies?“ So oder so ähnlich war im Allgemeinen die erste Reaktion, wenn ich jemandem von meiner geplanten Reise nach Israel erzählte. Und ja- es gibt amerikanische Collies in Israel. Auch Kurzhaar. Sogar Weiße. Ein Weißer um genau zu sein. Meiner. Sein Name ist bezeichnenderweise „First Frost“, Rufname FROSTIE. Frostie wurde bei einer renommierten Züchterin und FCI-Zuchtrichterin in der Nähe von Tel Aviv geboren. Seine Eltern wurden von Myrna aus den USA nach Israel importiert. Interessante Blutlinien und hervorragende Gesundheitswerte ließen auf einen vielversprechenden Wurf hoffen. Doch dann kam das, was in den USA ganz normal ist, aber in der FCI verpönt: In dem Wurf war auch ein weißer Welpe dabei. Ein sehr guter dazu.

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Was tun? Innerhalb der europäischen FCI gab es für seine Züchterin keine Verwendung, da die Farbe dort nicht anerkannt ist. Also würde er der Zucht verloren gehen und irgendwo in Israel als Haus- und Hofhund leben. Aber Dank einiger, mir bis dato teils unbekannter, Colliefreunde „ließ man mich wissen“, dass dort ein vielversprechender weißer Kurzhaarrüde geboren war. Ich trat mit der Züchterin in Verbindung und nach einigem Hin- und Her (Frostie war eigentlich schon verkauft), kamen Myrna und ich überein, dass Frostie nach Deutschland auswandern würde, sofern die Ergebnisse der Gentests ok wären. Myrna nahm Proben und die ersten trafen dann nach 8 Wochen (!!) endlich hier ein. Die Ergebnisse ließen ein wenig auf sich warten, aber dann war klar, dass Fortuna uns hold war, die bestmögliche Kombination der Gene seiner Eltern hatte er mitgekommen: non-carrier für MDR1, PRA, GCS, CEA! Dazu noch frei von DM (zwar carrier, aber DM kommt in der Zuchtlinie seines Vaters, mütterlicherseits, offensichtlich vermehrt vor), aber da ich passende Hündinnen für ihn habe, stellt das kein Problem dar. Also konnte es losgehen! Tollwutimpfungen, Titerbestimmungen und die daraufhin lange Wartezeit, bis er in die EU einreisen durfte – all das lief auf einen Reisetermin Ende Juli heraus, zu dem Zeitpunkt war Frostie schon 7 Monate alt. Mir war wichtig, dass er im Laufe seiner Welpen- und Junghundezeit eine gute Sozialisation erhält, da wir hier nicht wie in Israel am Rande eines Naturschutzreservates leben, sondern in einem vergleichsweise dicht besiedelten Gebiet in Deutschland. Daher nahm Myrna ihn regelmäßig auf Fortbildungsseminare für angehende Therapiehunde mit. Unter anderem für Seminare zur Hydrodogtherapie (der Delphintherapie nachempfunden), was ihm offensichtlich viel Spaß machte:

Frostiepool

So kam er regelmäßig unter Leute jedweder Art und es macht ihm einen ungeheuren Spaß :-)

Während er munter bespaßt wurde, traf ich meine Reisevorbereitungen. Durch diverse Erfahrungen in der Vergangenheit war klar: Nie wieder Frankfurt und nie wieder ohne Reiserücktrittsversicherung.

Rückflug sollte non-stop sein, um die Reisezeit kurz zu halten. Die war eh erfreulich kurz im Verhältnis zu meinen USA-Reisen. Nur gut 4 Stunden Flugzeit! Ein Katzensprung… Direktflüge gingen nur über Berlin, na gut. Also machte ich mich an einem Mittwoch Ende Juli auf nach Berlin. Fahrtzeit durch hohes Reiseaufkommen war länger als der Flug nach Israel… Am frühen Abend tauchte ich an dem Airport-Flughafen auf und wurde per Shuttle direkt mit meiner Flugbox für Frostie zum Flughafen gefahren. Als weiteres Gepäck hatte ich nur einen Rucksack mit dem Nötigsten und in der Box hatte ich drei Liter „deutsches Wasser“ deponiert, kam eigentlich aus Frankreich, aber egal.

Da man Flüssigkeiten in der Menge nur im normalen Gepäck transportieren darf, musste das Wasser in der Box reisen. Von Berlin ging es erstmals nach Wien. Von dort dann umsteigen und weiter nach Tel Aviv. Ich saß in der Wartehalle für meinen Flug nach Tel Aviv und beobachtete die Leute. Hochinteressant! Da kam unter anderem ein hochaufgeschossener Rabbiner mit seltsamer Kleidung, Kniestrümpfen, Hut und Mantel. Mindestens 2 Meter Körpergröße, breite Schultern, aber dann doch klapperdürr. Weißer Bart, Gebetsdecke über dem Hemd, alles sehr fremd und doch faszinierend. Mein intensives Beobachten meiner Mitfluggäste kam aber anscheinend komisch rüber, tauchte doch nach kurzer Zeit aus dem Nichts ein älterer Herr, grauer Anzug, arabisches Aussehen und ernster Miene auf und verlangte meinen Pass zu sehen. Wie gesagt- da hatte ich schon mehrere Sicherheitskontrollen passiert, auch mein Pass wurde bis dato schon überprüft. Egal, er wollte ihn nochmal sehen. Was ich in Israel wollte und wieso ich nur den Rucksack als Gepäck hatte. Ich erklärte ihm, dass ich dort meinen Hund abholen wollte. Hund- soso. Er warf mir einen kritischen Blick zu, gab mir meinen Pass zurück und verschwand wieder im Nichts. Holla! Was war das denn? Die Jungs vom Mossat sind aber sehr neugierig! Ich grinste im Stillen darüber, aber wie immer sollte mir das Grinsen über den Mossat (Staatssicherheit) noch vergehen…

In Israel angekommen, es war 2 Uhr in der Nacht, kam mir das Flughafengebäude sehr modern vor. Polierter Sandstein, alles sehr nüchtern, aber sauber. Sauberer als in Berlin. Ein Besuch der Toiletten ließ mich aufatmen, auch hier hatte Villeroy und Boch mit seinen Tiefspülern Einzug gehalten. Hurra, ein zivilisiertes Land :-) Ich bekam meine Flugbox und wurde von Myrna am Flughafen in Empfang genommen. Aber kaum hatten wir das klimatisierte Gebäude verlassen, schlug uns die warme, dunstige Nachtluft entgegen. Ca. 25 Grad bei annähernd 100% Luftfeuchtigkeit. Ein Dampfbad! Nachts senkte sich die durch die Sonne verdunstete wenige Feuchtigkeit vom Meer über die Stadt wie eine Dunstglocke. Ich begann sofort zu schwitzen wie ein Puma und hatte bis zu Myrnas Zuhause bereits die erste Flasche Wasser geleert. Wir kamen in der Nacht an und vor dem Hauseingang gab es eine Art Terrasse mit Steinfliesen und Hütten als Unterkunft. Dort liefen Frostie, zwei jüngere Halbgeschwister und in einem umzäunten Gehege ein Wurf Canaan Dogs herum. Frostie kam gleich freundlich auf uns zu und begrüßte uns. Na super! Er schien sehr offen und selbstbewusst. Für mehr blieb bei der Ankunft keine Zeit, ich war ziemlich müde, hatte bis dato nicht geschlafen, Myrna bot mir für den Rest der Nacht ihr Gästezimmer an. Und zwei Ventilatoren. Ohne ging gar nicht… Am nächsten Morgen gingen wir dann erstmals zu den Hunden. Ich wollte Frostie’s Eltern in natura sehen, wie „sie drauf sind“, etc. Schließlich soll Frostie bei uns in der Zucht eingesetzt werden, da sind natürlich auch die Charaktere seiner Elterngeneration sehr wichtig, zumal sie sich später über Frostie als Großeltern oft stark in der Enkelgeneration- sprich in unseren späteren Welpen- weitervererben werden. Frostie’s Eltern waren ebenfalls sehr freundlich und ich war von seiner Mutter positiv überrascht. Auf den bisherigen Bildern von ihr erschien mir die Kopfform etwas lang, aber in natura sieht sie viel schöner aus:

Kate

Myrna schmiss die Aircondition an und bei 23 Grad ließ sich der warme Tag (ca. 40 Grad Außentemperatur, sengende Sonne) im Haus gut ertragen. Wir sprachen über alles Mögliche, was mit Collies und deren Zucht zu tun hatte und ein wenig über ihr Leben, wie sie die Zuchtstätte aufgebaut und buchstäblich errichtet hat, sogar darüber, dass sie einmal eine Hyäne aufgezogen und 12 Jahre bei sich gehabt hat, zwischen den Hunden und im Haus wie ein Hund. Natürlich war die Hyäne kein Hund, aber am Ende dachte sie es selber schon :-) Ihre Erlebnisse (nicht nur mit der Hyäne) hat Myrna in einem sehr interessanten und spannenden Buch veröffentlicht: „Shaar Hagai- Von Tieren und Menschen in Israel“. Absolut lesenswert!

Es nahte der Abend und damit mein Abflug. Gegen 20 Uhr holten wir Frostie, verfrachteten ihn in Myrnas Auto und los ging es zum Flughafen. Mein Flug sollte erst um 4 Uhr morgens am nächsten Tag gehen, aber Myrna hatte bereits die letzte Nacht nicht geschlafen und ich konnte ja genauso gut am Flughafen warten, statt bei ihr.

Airport

Also ab in die dunstige Nacht und eine halbe Stunde Fahrt zum Flughafen. Bis zum Abflug nur noch 8 Stunden, na toll :-( Frostie taperte neben mir durch das ganze Flughafengebäude, bis wir in der großen Wartehalle waren, wo es diverse Shops und genügend Sitzgelegenheiten gab. Er sorgte natürlich für Aufsehen und ruck zuck wurde er von lauter Kindern belagert. Obwohl es immer später wurde, riss der Strom von Familien mit Kindern jeden Alters im Laufe der Nacht nicht ab. Die Kids waren alle putzmunter, als ob es hellichter Tag war. Bei mir machte sich langsam der Schlafentzug bemerkbar. Ich kramte die englische Version von Myrnas Buch heraus (die hatte ich ihr gerade abgeschwatzt) und begann, die Wartezeit mit Lesen zu verbringen. Frostie schnarchte zu meinen Füßen entspannt bei ca. 22 Grad gekühlter Umgebungstemperatur. Mich wunderte, dass er nicht fror. Mal eben 17 Grad Unterschied zu den von ihm gerade durchlebten hohen Tagestemperaturen würden mich jedenfalls frieren lassen. So gegen 1 Uhr nachts beschloss ich, schon mal in die Abflughalle zu gehen, um Frostie in seinem Kennel einzuchecken. Ich reihte mich in die Schlange „Zone A“ nach Berlin ein und kam dann relativ schnell vorwärts. Als ich bei der Ticketkontrolle ankam, wurde die junge Security-Beamtin auf Frostie aufmerksam. Was ich mit ihm wolle? Was für eine Frage! Ich stand da mit einer großen Flugbox auf dem Trolley, den Hund an der Leine, was will ich wohl? Also die Sache mit dem Hund, da würde sie sich nicht auskennen, sie müsste da erstmal ihren „Supervisor“ holen. Mal so zur Info vorweg: Das gesamte Security Personal schien zu 90% aus Frauen zu bestehen, die eindeutig mehre Jahre Militärdienst hinter sich hatten. Sie waren klein, zierlich, alle hatten zum Zopf oder Dutt gebundene Haare, durchtrainierter Körper und waren frei von jeglicher Nuance von Freundlichkeit oder gar Humor. Auch untereinander. Alle Frauen trugen Anzug (oder ein schlecht sitzendes Kostüm mit Hose). Da kam also Mrs Supervisor angerauscht und beorderte mich flugs an einen Nebenschalter. Sie checkte meinen Reisepass und bemerkte, dass ich ja gerade erst vor knapp 24 Stunden eingereist war. Alleine. Ohne Gepäck. Nur mit einem Flugkennel. Und jetzt mit dem Vieh an der Leine. Was denn der Zweck meiner Reise wäre? Ich teilte ihr stolz mit, dass ich hier in Israel einen „Smooth Collie“ gekauft hätte und ihn jetzt abholen wollte. Sie starrte mich an und ihr Blick wurde unsicher, ob ich tatsächlich so irre wäre, wie es schien, oder sie dummdreist verar… wollte. Sie würde Collies kennen und der Hund hätte für einen Collie entschieden zu wenige Haare. Ich brachte daraufhin die etwas leichtere Übersetzung „shorthaired“ (kurzhaarig) ins Spiel. Sie wüßte sehr wohl, was ein Smooth Collie wäre, aber der Hund sähe nun mal definitiv nicht danach aus und hätte kein Fell. „Der ist geschoren“ erwiderte ich,“ wegen der Hitze. Das hält ja sonst kein langhaariger Collie aus.“ Sie fixierte mich und schien zu überlegen, ob ich nur verwirrt oder gar suspect wäre. Sie kam mit dem Gesicht näher und schoss mir ihr nächstes Argument entgegen: „Der Hund hat außerdem die falsche Farbe! Halten Sie mich nicht für dämlich! Ich lebe zwar in Israel, aber ich kenne sehr wohl diese Lassie-Filme! Die Hunde haben langes, hellbraunes Fell. Dieser hier sieht aus wie ein gewöhnlicher Straßenköter, weiß und braun gefleckt. Sowas gibt’s hier an jeder Straßenecke oder auf der Mülldeponie! Es gibt keine WEIßEN Collies!“ Oh ja, ich erkenne eine Herausforderung, wenn ich ihr begegne! Ich hielt dem Blick stand, kam noch näher an ihr Gesicht und sagte zuckersüß: „Gibt es wohl!“ Triumphierend zeigt ich ihr die eingestickten Embleme unseres Clublogos auf meiner Weste, die ich anhatte. Jedem von uns war klar, dass die Sache inzwischen rein persönlich wurde. „Was glauben Sie denn, warum ich von Deutschland in dieses unfreundliche Land fliege, wenn ich nicht den wirklich guten Grund hätte, einen der seltenen weißen SMOOTH Collies in Europa hier kaufen zu können?!?“ Sie funkelte mich an: „Was hat denn der SMOOTH Collie gekostet?!?“ „500 US Dollar!!“ schleuderte ich ihr entgegen. Wenn ich ihr den wahren Preis genannt hätte, der mit Sicherheit ihr Monatseinkommen übersteigt, hätte sie mich gleich in die Geschlossene einweisen lassen. Ich zog mein Gesundheitszeugnis und das Exportzertifikat für Frostie hervor, wo Myrnas Name und Adresse aufgeführt waren und forderte sie auf, bei Myrna anzurufen und meine Angaben zu überprüfen. Sie warf einen kurzen Blick auf die Papiere und legte sie dann achtlos und offensichtlich ohne Interesse beiseite. Ein häufig anzutreffendes Phänomen, dieses andauernde Desinteresse an seinen Papieren, wie sich noch herausstellen würde… In ihren Augen war ich vom Status „arme Irre“ in die Stufe „arme, GEFÄHRLICHE Irre" aufgestiegen. Wir standen uns wie zwei Gladiatoren im Ring gegenüber, keiner sagte mehr ein Wort. Da schien es Frostie angesagt, der netten Tante mit dem Zopf mal artig Hallo zu sagen und er stand auf und ging schwanzwedelnd zur Mrs Supervisor und schnüffelte an ihrer schlecht sitzenden Hose. Sie kriegte einen hysterischen Anfall, wich erschrocken zurück, griff mit der rechten Hand an ihr Pistolenholster an der Hüfte und schrie mich an, dass sie „the beast“ auf der Stelle niederstrecken würde, wenn ich den gefährlichen Straßenköter nicht unter Kontrolle hätte. Der könnte sie ja mit Tollwut anstecken oder noch Schlimmeres. Frostie war amused, jetzt kam mal Stimmung auf in dem Laden! Er bellte begeistert und ich zog ihn schnell von Mrs Hysteria Supervisor zurück. Da kamen wie aus dem Nichts zwei Herren und baten mich, in die angrenzenden speziellen Räume der Security mitzukommen. Was nun folgte, waren drei Stunden intensive Kontrolle von mir, meinem Rucksack, dem Hund und dem Kennel. Letzterer wurde durchleuchtet, geröngt, auseinander gebaut, wieder zusammen gebaut und auf Sprengstoffspuren untersucht. Ich wurde mit kleinen Tüchern abgerieben und diese wurden dann ebenfalls auch chemische Rückstände von Sprengstoffen untersucht. Frostie auch, klar. Ich pflege bei meinen Hunden immer eine gute Prise TNT unter das Futter zu mischen, das gibt glänzendes Fell, haha… Er musste durch den Personen Nacktscanner, das Halsband piepte. Also Halsband runter und wieder mit mir durch. Ohne Leine, ohne Halsband mit einer Frau, die er gar nicht richtig kannte. Aber gut, er spielte unser seltsames Spiel mit. Die beiden Herren fragen mich, wie lange ich den Hund schon besäße, da er ja gut erzogen und zu mir eine gute Bindung hätte. Ich schaute auf die Uhr und sagte: „Genau vor 7 Stunden habe ich ihn von der Züchterin übernommen“. Die beiden Herren wechselten eine bedeutungsvollen Blick und jagten mich nochmals durch den Scanner. Dann wollten sie Frostie röntgen. Da war der Bock fett. Sie könnten den Hund gerne röntgen, allerdings nur unter Aufsicht eines Veterinärs mit einem entsprechend geeigneten Gerät. Sonst müsste ich die Sache leider verweigern, da ich nicht tausende von Meilen durch halb Europa geflogen wäre, um einen verstrahlten Hund für ein halbes Jahresgehalt zu kaufen. Ansonsten würde ich jetzt gerne jemanden vom deutschen Konsulat sprechen. Die beiden Herren berieten sich auf hebräisch und kamen überein, auf das Röntgen des Hundes verzichten zu können. Aber mein Rucksack würde seltsame Dinge enthalten, ich sollte ihn doch mal öffnen. Mit „seltsam“ meinten sie mein Asthma-Spray. Es hat eine patronenähnliche Form, nur wesentlich größer. Ich holte es hervor und die Herren traten einen Schritt zurück. Ich erklärte ihnen, dass es ein Notfallspray und keine Sprengkapsel wäre und begann, es aufzudrehen um den Gebrauch zu demonstrieren. Die beiden sahen mich an dem Spray drehen und sprangen alarmiert weitere zwei Meter zurück. Holla! Die waren aber echt nervös. Sie untersagten mir, ohne ihre Aufforderung irgendetwas aufzudrehen, zu bedienen oder gar einzuschalten. Na gut, dann eben nicht. Wir waren alle drei erleichtert, als sie letztendlich nichts bei mir fanden und mich wieder in Richtung Abflughalle und Gepäck check-in eskortierten. Fortan klebten die beiden wie Schmeißfliegen an mir, immer einen Meter hinter mir. Wir wanderten zur Gepäckaufgabe und ich zeigte mein Ticket mit dem gebuchten Ticket für Frostie als „Animal in Hold“. Die Dame an dem Schalter wusste offensichtlich nicht genau, was das sein sollte, jedenfalls meinte sie dann, dass der Kennel mit Frostie nun mein Koffer wäre, da ich ja kein weiteres Gepäck bei mir hätte.

-„Nein! Kein Koffer! Er ist als Übergepäck mit Kennel gemeldet"

-„Doch er ist ein Koffer. Man kann kein Übergepäck haben, wenn man kein normales Erstgepäck hat“

-„Aber er ist als Übergepäck angemeldet und bezahlt!"

-„Nein er ist ein Koffer und darf nicht mehr als 35 kg mit der Box wiegen. Was wiegt der denn?“

-„Na um die 25 kg, genau weiß ich das nicht."

-„Das müssen wir aber genau wissen. Heben Sie ihn bitte hier herauf auf die Kofferwaage!"

Also musste der gutmütige Frostie auf die ca. 1m erhöhte Kofferwaage gehievt werden und sich wiegen lassen. 23kg.

-„Was wiegt denn die Box? Die darf jetzt nicht mehr als 12 kg wiegen!"

-„Das ist doch eigentlich ganz egal. Über sein „animal in hold“ Ticket ist das Maximalvolumen der Box geregelt, das Gewicht ist egal!"

-„Nein ist es nicht! Er ist ein Koffer!! Das sagte ich doch schon."

-„8 kg!"

-„Was?"

-„Der Kennel wiegt 8 kg"

-„Der sieht aber wesentlich schwerer aus! Er ist zu breit für die Waage. Sind Sie sicher?"

-„So sicher, wie mein Hund ein Koffer ist!"

Sie checkte also den Kennel-Koffer mit 31kg Gewicht ein, der Kennel bekam ein Kofferlabel umgebamselt und jetzt wollte sie, dass ich vor dem Verladen nochmal mit Frostie vor die Tür gehen sollte, damit der Hund nicht in die Box schifft, das hätten sie nicht so gerne.

-„Was ist mit den Papieren? Dem Gesundheitszeugnis, der Titerbstimmung für Tollwut, dem Exportzertifikat, wollen Sie das nicht sehen oder an die Box heften?"

-„Nein danke, Koffer brauchen keine Zertifikate. Das können Sie wieder an sich nehmen."

Na dann nicht. Also mit Frostie und unseren Bodyguards vor das Flughafengebäude, wobei die beiden Herren an der Drehtür zurück blieben. Na schön, so konnten sie auch nicht sehen, dass Frostie keine Lust auf „Pipimachen“ hatte. Ab zurück zu Zone “A“, der Schlange für Berlin. Die beiden Herren wieder im Gepäck reihte ich mich ein. Als ich dann dran war, stellte sich heraus, dass ich mich irrtümlich in die falsche Schlange eingereiht hatte, nämlich in die von Zone "B". Die Supervisorin aus Zone B fand mich sehr merkwürdig und fragte mich, warum ich den Hund hier einchecken lassen wollte, ohne Kennel? Ich erklärte ihr, dass mein Kennel bereits in Zone A eingecheckt war und ich mich nun auch genau dorthin begeben würde. Was ich auch tat, nun allerdings mit einer dritten „Begleiterin“ im Gepäck, die mir nicht traute, und den zwei Herren in den grauen Anzügen, die sich offensichtlich einen feixten, mir aber nichts von meinem Irrtum der Warteschlange gesagt haben. Also kamen wir mit vier Personen und einem Hund wieder bei Mrs Hysteria Supervisor in der Schlange an. Nun war ich ja eben gerade mit dem Hund auf dem Flughafengebäude gewesen, also außerhalb der Security-Bereiche. Ich HÄTTE ja dort unerlaubte, gefährliche Dinge an mich nehmen können, also musste ich wieder durch die Security. Ich sah meinen Flug schon ohne mich abfliegen…

Nach dem Check dann der Versuch, den Hund in seinen Kennel zu bringen. Mir wurde der Kennel ausgehändigt, ich sollte ihn aber bitte selber zum Lastenfahrstuhl bringen. Also Frostie rein in den Kennel, den Kennel auf den Trolley und mit meinen beiden Begleitern ab zum Fahrstuhl. Dort kam dann ein Arbeiter mit gelber Weste und gelb gestrichenem Flughafen-Koffer-Waggon an und ich sollte den Kennel mit Frostie doch bitte darauf hieven. Selber mit anfassen wollte er nicht, der Hund könnte ihn ja durch das Gitter attackieren. Auf meine Frage, wie er denn den Hund wieder von dem Wagen runter bringen wollte, bekam ich zu hören, dafür gäbe es spezielles Personal, das wäre nicht mehr seine Aufgabe. Also wuchtete ich unter den gelangweilten Blicken meiner Begleiter den Kennel mit Frostie alleine auf diesen verflixten Waggon. Dann ab in den Flieger. Meine beiden Begleiter folgten mir bis direkt zur Treppe, die in den Flieger führte. Zur Begrüßung ein paar nette Worte der deutschen Flugbesatzung und ein Nimm-2 Bonbon. Ich roch Heimatluft…

Während des Fluges kam mir so der Gedanke, was denn die deutschen Veterinärbehörden mit Frostie anfangen würden, wenn er ohne Gesundheitszertifikate oder Einfuhrgenehmigungen, etc. in Berlin auftauchen würde. Quarantäne, klar. Wo ich da wohl wieder hinmüsste? Wie lange das dauern würde? Was das wieder KOSTEN würde?

In Berlin angekommen ging ich trotzdem zur Sperrgepäckausgabe. Mal sehen. Frostie wurde von einem netten Berliner Arbeiter geliefert: „Wem gehört’n der Hund hier?“ Weit und breit kein Veterinär zu sehen… „Mir!“ Er hievte mir den Hund herunter. „Brauchen Sie von mir noch irgendwas? Papiere, Impfausweise für den Hund?“ – „Nö, der ist nicht als Hund, sondern als Sperrgut angemeldet, als Koffer. Koffer brauchen keine Papiere.“ Jepp, das ließ ich mir nicht zweimal sagen!! Ich stemmte den „Koffer“ samt Inhalt auf einen Trolley und weg war ich. Die anschließende Fahrt von Berlin nach Hause war dann endlich entspannt. Ich brauchte dringend eine Dusche und Frostie etwas zu fressen und einen Ort zum Lösen.

FrostieAnkunft

Fazit nach zwei Wochen und ein wenig Abstand: Ich bin im Nachhinein doch etwas überrascht, dass sich wirklich niemand je für Frosties Chipnummer, seine Impfzertifikate, Exportpapiere, etc. interessiert hatte, geschweige denn sie je ernsthaft kontrolliert hatte. Dafür musste mein Hund so lange warten, bis er reisen durfte… 

Ich habe mir auf den Flügen eine fiese Virusgrippe eingehandelt, an der ich heute noch laboriere. Aber nachdem ich die Impfvorschriften für Israel inzwischen kenne (natürlich NACHDEM ich dort war), bin ich froh, dass es nichts Schlimmeres war.

Frsotie hat sich super eingelebt. Er hat eine Woche nach seiner Ankunft den Mental Test mit 1,2 bestanden und auf seiner ersten Schau den Best of Breed BOB für Smooth Collies errungen. Ein toller Hund mit offenem und selbstsicherem Wesen, für den sich der Aufwand allemal gelohnt hat.

Bilder vom Mental Test:

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Frostie an me after the test

Wir alle sollten uns zudem öfter mal ins Gedächtnis rufen, wie glücklich wir sein können, in einem sicheren Land leben zu dürfen. Die Israelis mögen uns paranoid erscheinen mit ihrer Angst von Attentaten, aber deren Geschichte gibt ihnen wohl Recht. Trotzdem: Dieses Land sieht mich nie wieder. Ich würde wahrscheinlich sowieso nicht mehr reingelassen werden, als arme, gefährliche Irre, die einen gewöhnlichen Straßenhund von der Mülldeponie nicht von einem American Smooth Collie unterscheiden kann :-)

Bilder von der Europazuchtschau 2012:

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